Der Unterricht für angehende Landmaschinenmechatroniker an der Berufsschule im ersten Ausbildungsjahr (1BfR = Einjährige Berufsfachschule für Kfz) bietet eine praxisnahe und innovative Möglichkeit, Theorie und Handwerk zu vereinen. Die Restaurierung eines Traktors des Typs Fendt Farmer 2 FW 139. Dieses Projekt gibt den Schülerinnen und Schülern die Chance, den Umgang mit diesem speziellen Fahrzeug schon früh zu erlernen und dabei eine Bandbreite an technischen Kompetenzen zu erwerben.
Entstanden ist dies durch die Initiative der beiden Schüler Ron Berger und Marco Raubacher. Sie werden dabei von ihren Ausbildungsbetrieben unterstützt, die zugleich bewährte Partner in der dualen Ausbildung für den Standort der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim sind. Sie alle fördern und unterstützen maßgeblich das Projekt bspw. durch Betriebsmittel, Teile oder auch Expertise: Dazu gehören die BAGeno Raiffeisen (Landtechnik) am Standort Markelsheim, die zunächst den Transport über 200 km mit einem Schlepper und Tieflader im Gespann ermöglichte. Daneben beteiligen sich auch die Firmen Hohstatt Motorgeräte in Unterschüpf, die Firma Naser Landtechnik aus Creglingen sowie die Firma Bach Landtechnik in Windischbuch.
Bereits im ersten Ausbildungsjahr kommen die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule für Landmaschinenmechatroniker mit dem Traktor in Berührung. Sie beschäftigen sich mit verschiedenen Themenfeldern, die das gesamte Spektrum der Instandhaltung und Pflege abdecken. Dazu gehören Fahrzeugpflege, Wartung, Dieselmotoren, Reifen und Räder sowie die Signal- und Beleuchtungsanlage, Elektrik und Hydraulik. Diese praktischen Einheiten ermöglichen es den Schülern, schon früh umfangreiche Kenntnisse in der Fahrzeugtechnik zu erwerben, die später im beruflichen Alltag eine zentrale Rolle spielen werden.






Ab dem zweiten Lehrjahr wechseln die Landmaschinenmechatroniker in eine andere Berufsschule, wo sie im Blockunterricht umfassender und an weiteren Landmaschinen geschult werden. Doch in der 1BfR bleibt der Traktor ein einzigartiges Ausbildungsobjekt, das in wohl in den wenigsten anderen Einrichtungen in dieser Form angeboten wird. Diese Besonderheit sorgt dafür, dass die Schülerinnen und Schüler im ersten Ausbildungsjahr eine praxisorientierte Basis erhalten, die sie zielgerichtet auf den späteren Verlauf ihrer Ausbildung vorbereitet.
Die Werkstatt der Berufsschule ist für das Restaurationsprojekt bestens ausgerüstet. Hier können die Schülerinnen und Schüler unter fachkundiger Anleitung bis auf Lackierarbeiten alle nötigen Handgriffe erlernen. Lediglich eine Lackierkabine fehlt, weshalb diese Arbeiten extern durchgeführt werden müssten. Dennoch ist die Werkstatt ein wichtiger Teil der Ausbildung, da sie den Lernenden eine realistische und praxisnahe Umsetzung der Fahrzeugrestaurierung ermöglicht.
Ob das Projekt nach Abschluss des ersten Traktors weitergeführt wird, hängt vom Erfolg und den Ergebnissen ab. Sollte das Restaurationsprojekt positiv verlaufen, könnte es als Grundlage für weitere ähnliche Projekte dienen. In der Berufsausbildung sind solche praxisorientierten Ansätze wertvoll und fördern das technische Verständnis der Schülerinnen und Schüler erheblich.
Darüber hinaus eröffnet die Nutzung moderner Technologien wie 3D-Scan und 3D-Druck neue Möglichkeiten, die an der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim im Industriestandard verfügbar sind. Diese Werkzeuge bieten sich insbesondere zum Drucken von Ersatzteilen an, die im Handel nicht mehr verfügbar sind – bei einem Oldtimer ein häufig zu beobachtendes Problem. Die Berufsschule geht damit einen Schritt weiter in Richtung digital gestützter Ausbildungsformen und zeigt, wie technische Innovationen sinnvoll in die berufliche Bildung integriert werden können.
Das Restaurationsprojekt des Traktors an der Berufsschule in Baden-Württemberg zeigt, wie praxisorientierte und innovative Ansätze im Unterricht der Berufsschüler von heute Platz finden. Das Projekt fördert handwerkliche Fertigkeiten, technische Kompetenzen und eröffnet neue Möglichkeiten durch den Einsatz digitaler Technologien. Ein Gewinn für die Schülerinnen und Schüler und ein Beispiel für die fortschrittliche Berufsausbildung im Land.