Mit den eigenen Händen Kreatives und Leckeres schaffen

Mit den eigenen Händen Kreatives und Leckeres schaffen Wir würden es wieder machen:

Bäcker- und Metzgergesellen über ihren Beruf

Die Schülerzahlen der Fachklassen für Bäcker und Fleischer an der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim sind rückläufig. Der Schule und dem Main-Tauber-Kreis als Schulträger ist es jedoch ein großes Anliegen, diese wichtigen Berufsausbildungsgänge langfristig zu erhalten. Drei nun ehemalige Auszubildende und eine angehende Ausbilderin erzählen im Rahmen einer Gesellenprüfung, warum sie diesen Beruf gewählt haben und warum sie es wieder machen würden. 13 angehende Bäckerinnen und Bäcker, acht Bäckereifachverkäufer und Bäckereifachverkäuferinnen sowie sechs Fleischerinnen und Fleischer und sieben Fleischereifachverkäufer und Fleischereifachverkäuferinnen in spe absolvierten kürzlich ihre praktische Abschlussprüfung an der Gewerblichen Schule in Bad Mergentheim. Die Berufe bieten gute Zukunftschancen. So konnte jeder in ein Ausbildungsverhältnis übernommen werden, der sich auf eine Stelle beworben hatte.

Zum Anbeißen lecker: Die fertig ausgebildeten Fleischer an der Gewerblichen Berufsschule Bad Mergentheim können stolz auf das Erlernte sein. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Um acht Uhr morgens wurde unter den strengen Augen der Prüfer mit der Herstellung und Produktion der Back- und Fleischwaren begonnen. Nach fünf Stunden Fleißarbeit präsentierten die Auszubildenden die Ergebnisse ihrer Back- und Fleischerkünste. Bei der Präsentation der Back- und der Fleischwaren konnte zunächst jeder Prüfling etwas zu seinem Gebäck sagen und selbst beurteilen, was seiner Meinung nach gut und was nicht so gut gelungen ist. Dabei wurden die Auszubildenden immer wieder durch Fragen der Prüfer geleitet. Den frisch gebackenen Gesellen stehen ab sofort alle Türen offen: Sie können in ihrem erlernten Beruf arbeiten, die Meisterprüfung anstreben sowie  sich zum Lebensmitteltechniker an einer Fachschule weiterbilden. Nach dem erfolgreich abgelegten Meister oder Techniker kann an einer Hochschule studiert werden.

Praktische Prüfung an der Gewerblichen Schule in Bad Mergentheim: Florian Morschheuser wickelt mit größter Präzision die Wurst zusammen.

Florian Morschheuser absolvierte seine dreijährige Ausbildung in der Metzgerei Frankenkrone Morschheuser in Königheim. Eine Filiale der Metzgerei befindet sich in Tauberbischofsheim. Durch seine Familie ist er auf diesen Beruf aufmerksam geworden. „Mein Vater ist Metzger, mein Onkel auch“, berichtet Morschheuser. Er sei die „helfende Hand“ des Familienbetriebes. Einen großen Vorteil sieht er darin, zu wissen, „wo die Wurst herkommt“. Morschheuser mag diesen Moment, „wenn das Essen auf dem Tisch steht“. „Da sieht man, was man geleistet hat.“ Auch mit der schulischen Ausbildung zeigt sich der junge Mann sehr zufrieden. Einmal in der Woche fand der Theorieunterricht an der Gewerblichen Berufsschule in Bad Mergentheim statt, alle vier Wochen kam ein praktischer Tag in der Schule dazu, um die theoretischen Kenntnisse zu vertiefen und anzuwenden. „Man konnte sich im Betrieb darauf vorbereiten, insbesondere auf anstehende Projekte“, sagt er. Die Ausbildung beschreibt er als – wenn auch ab und zu etwas stressig – spaßig und kurzweilig. Fast zehn Jahre ist die Fleischereifachverkäuferin Yvonne Bund nun in ihrem Beruf ausgebildet. Mit freudestrahlenden Augen erinnert sie sich an ihre Ausbildungszeit zurück. „Meine Ausbildungszeit war sehr toll, sehr interessant“, erklärt sie. Gelernt hat sie in der Metzgerei Knab in Gerchsheim. „Ich habe eine sehr gute Ausbildung genießen dürfen“, fügt sie hinzu. Man erfahre viel über die Lebensmittel. Was ist ein ph-Wert? Was ist Eiweiß, was ist Zucker? Was bedeutet Unverträglichkeit? Was kann ich essen, was nicht? „In dieser Zeit lernt man das Kochen und das Putzen“, erinnert sich Yvonne Bund. Beim Verkauf schätzt sie den Umgang und den Kontakt mit den Kunden. Offenheit sei hierbei sehr wichtig, ergänzt sie. Die junge Frau ist in der Metzgerei Müller in Igersheim beschäftigt, das Hauptgeschäft befindet sich in Königshofen. „In diesem Beruf wird einem nicht langweilig. Er ist in jeder Art und Weise interessant“, ist Yvonne Bund überzeugt. Den wichtigsten Vorzug lässt sie nicht unerwähnt: „Alle verkauften Produkte sind handgemacht“, sagt sie. Dass dies im Main-Tauber-Kreis auch in Zukunft so sein wird, ist ihr sehr wichtig. Im nächsten Jahr möchte sie den Ausbildungsschein erwerben. Diesen erhält man nach erfolgreicher zweiwöchiger Fortbildung bei der Industrie- und Handelskammer in Heilbronn. „Ich möchte flexibler werden und mich dafür einsetzen, dass auch in den kommenden Jahren bei uns im Main-Tauber-Kreis ausgebildet wird“, sagt sie und fügt hinzu: „Es wäre total schade, wenn in unserem Kreis in Zukunft keine Fleischer und Fleischereifachverkäufer mehr ausgebildet werden würden.“ Sarah Pfisterer arbeitet in der Bäckerei Weber in Königshofen. Im vergangenen Jahr war sie als Ausbildungsbotschafterin in siebten und achten Klassen von Hauptschulen unterwegs. So brachte sie den Schülern den Beruf Bäcker nach bestem Wissen und Gewissen näher. Sie wollte den Schülern mit auf den Weg geben, dass der Beruf „reizvoll“ ist: „Es macht Spaß, zu sehen, was man mit den eigenen Händen so alles herstellen kann“, erzählt sie. Toll sei, wenn man ein Ergebnis präsentieren kann und dieses gelungen ist. Keinen Hehl macht Sarah Pfisterer daraus, dass ein Beruf im Büro nichts für sie wäre. „Ich muss was mit den Händen machen“, sagt sie. Dass ihr der Beruf Spaß macht, sieht man an ihrem Präsentationstisch, der schön bestückt ist. Die schulische Ausbildung hat ihr sehr gut gefallen und auch sehr viel gebracht. „Man hat hier Sachen gelernt, die man im Betrieb gut brauchen kann“, erklärt sie. Freilich müsse man schon in der Nacht arbeiten gehen. Wenn der Beruf Bäcker in der Öffentlichkeit diskutiert wird, denken einige oft: „Ach, in der Nacht arbeiten? Nein, danke.“ Sarah stellt jedoch klar, dass Nachtarbeit gar nicht so schlimm ist. Es brauche nur ein „paar wenige Wochen Eingewöhnungszeit“. Außerdem könne man durch den frühen Feierabend Schlaf am Tag nachholen, „das ist gar kein Problem“. Sie findet den Beruf toll und würde ihn sofort wieder wählen.

Eine frisch gebackene Bäckerin bei der Prüfung: Sarah Pfisterer leistet Maßarbeit bei der Dekoration einer Torte zu einem 750-jährigen Jubiläum.

Nils Schweitzer absolvierte seine Ausbildung zum Bäcker in der Bäckerei Steinruck in Dörlesberg. Auf die Frage, wie er denn auf die Idee kam, Bäcker zu werden, gibt er eine verblüffend schlichte Antwort: „Mein Nachbar ist Bäcker. Irgendwann sprach er mich an, ob ich denn nicht Bäcker werden wolle. Da habe ich aus Spaß gesagt: Probieren wir das doch mal aus.“ Das Probieren habe ihm so viel Spaß gemacht, dass er sich dazu entschieden habe, diesen Beruf auch zu erlernen. Eine Besonderheit an der Bäckerei in Dörlesberg ist, dass zusätzlich zum regulären Sortiment auch Bio-Backwaren hergestellt werden. Am meisten erfreut Nils Schweitzer sich am Ergebnis seiner Arbeit. „Man muss keinen Hunger leiden“, sagt er. „Und dass das von mir selbst hergestellt wurde, macht mich stolz. Der Beruf ist auf der einen Seite manchmal anstrengend, auf der anderen Seite macht er auch sehr viel Spaß“. Auf den wöchentlichen Tag an der Berufsschule hat er sich immer gefreut. „ Da hat man auch Spaß, man wird etwas gelockert“, sagt Nils.

Die Prüflinge im Bäckerberuf präsentierten dekorativ und appetitlich ihre „Gesellenstücke“.

Text und Fotos: Landratsamt Main-Tauber-Kreis, Jonas Immel

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